Macht Platz für eine neue Generation auf dem Arbeitsmarkt – die Generation Z. Laut zahlreichen aktuellen Studien ist eine neue Generation dabei, den Arbeitsmarkt zu betreten und sie hat komplett andere Vorstellungen und Erwartungen an die Arbeitswelt, als ihre Vorgänger:innen. Damit stellen sie Personaler:innen und Geschäftsführer:innen vor neue Herausforderungen, aber auch Möglichkeiten. In unseren Blogbeitrag widmen wir uns den Wünschen der Generation Z, wenn es um Karriere geht.
Das Alphabet von hinten – X, Y und Z
Bevor wir uns dem letzten Buchstaben im Alphabet widmen, wollen wir kurz auf die Bedeutungsunterschiede bei den Generationsbezeichnungen eingehen. In den 1950er Jahren prägte der US-amerikanische Fotograf Robert Capa den Begriff Generation X in einer Foto-Reportage. Der Begriff setzte sich durch. Es folgten folgerichtig die Generationen Y und Z. Unter den Vorgängern aller drei finden sich auch die Babyboomer. Hier eine Übersicht zur zeitlichen Einteilung mit Bezeichnungen für das Jahr 2023 laut Beresford Research.
/ Babyboomer: geboren zwischen 1946 und 1954
/ Generation X: geboren zwischen 1965 und 1980
/ Generation Y: (auch Millennials genannt): geboren zwischen 1981 und 1996
/ Generation Z: geboren zwischen 1997 und 2012
Die Arbeitsmentalität der Generationen X und Y
Arbeitgeber:innen haben in den letzten 20 Jahren prägnante Unterschiede in den Wertvorstellungen und dem Verhalten der Generationen X und Y festgestellt. Während X noch als materialistisch, ambitioniert, aber auch zurückhaltend galt, zeigte Y bereits andere Charakteristika. Diese Generation – technologieaffin, ichbezogen, aber auch idealistischer – hatte bereits eine weitaus geringere Bindung zum Arbeitgeber, als ihre Vorgänger:innen.
Generation Z – die digital natives
Teilweise wurde die digitale Affinität bereits der Generation Y nachgesagt. Doch bei der Generation Z kommt das in einem weitaus stärkeren Ausmaß zum Vorschein. Z ist damit aufgewachsen, eine enorm große Menge an Daten und digitalen Informationen in kurzer Zeit zu verarbeiten. Sie ist die Generation, die 24/7 vernetzt ist und ihre Online-Community fast noch mehr pflegt als ihre reale. Und das alles macht sie gerne. Die digitale und reale Welt ist miteinander verschmolzen. Informationen werden aus Foren, Blogs, Vlogs und sozialen Medien wie Facebook, Instagram, Snapchat, TikTok und Twitter bezogen. Auch gibt es keine Trennung zwischen dem privaten und öffentlichen Ich.
Informationen aller Art werden mit der Community geteilt und ebenso partizipiert man konstant an dem Leben anderer. Damit werden auch viele Themen, die für die vorangehenden Generationen tabu waren, ins Licht der Öffentlichkeit und des Interesses gerückt. Themen wie mentale Gesundheit, Umweltschutz, Rassismus, Sexismus, der Umgang mit Sexualität und Geschlecht sowie Themen rund um Karriere u. v. m.
Was Generation Z vom Job erwartet
Sicherheit & Stabilität in einer chaotischen Welt
Die Gen Z ist während einer Wirtschaftskrise groß geworden und steht in ihren Teenagerjahren bzw. in ihrem jungen Erwachsenendasein mitten in einer Pandemie und dem Ukrainekrieg, die beide ihre individuellen Konsequenzen und Herausforderungen mit sich bringen.
Die logische Folge daraus ist die Sehnsucht nach Konstanz und Stabilität, sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext.
In einer jährlich durchgeführten Befragung von Deloitte Millennial 2021 gaben noch 55 % der Befragten aus der Gen Z an, in den nächsten 2 Jahren ihren Job wechseln zu wollen. Ein Jahr später waren es nur noch 31 %. Stattdessen gab die Mehrheit an, in den kommenden 5 Jahren in ihrem derzeitigen Job bleiben zu wollen.
Klare Trennung zwischen Beruf und Privatleben
Gen Y hat mit der Idee von Work-Life-Balance bereits versucht, ein Gleichgewicht zwischen berufliche Pflichten und das Privatleben samt Familie, Freunde und Hobbys zu bringen. Gen Z geht hierbei weitaus radikaler vor und fordert klare Trennungen zwischen Privatleben und Job, flexible Arbeitszeiten, Home-Office und hybride Arbeitsmodelle, eine Reduzierung der Arbeitsstunden von Vollzeit auf Teilzeit, Jobsharing-Modelle u. v. m.
Mentale Gesundheit im Fokus
Gen Z hat von ihren Vorgänger:innen gelernt. Während die Gen Y mit Überstunden und dem Wunsch nach höheren Positionen dem Burnout entgegengearbeitet hat, rückt Gen Z ihre mentale und physische Gesundheit in den Fokus. Eine klare Absage an Überstunden und die Übernahme von Führungsaufgaben stehen hier fest. Dieser Trend setzt sich auch im sogenannten Quiet-Quitting-Trend fest: Es wird keine unbezahlte Mehrarbeit geleistet, um so für die Arbeit die eigene psychische und physische Gesundheit aufs Spiel zu setzen.
Ein Job mit Sinn
In der bereits erwähnten Deloitte-Umfrage gaben 25 % der Post-Millennials an, dass sie eine Arbeit mit Sinn suchen. Doch nicht nur die Sinnhaftigkeit einer Tätigkeit wird hoch bewertet, sondern auch die Möglichkeit sich kreativ entfalten zu können.
Was Arbeitnehmer:innen beim Recruiting von Gen Z beachten sollten
Wie aus den oben genannten Punkten klar hervorgeht, hat Gen Z klare Vorstellungen davon, wie sie arbeiten möchte. Und vor allem, was sie nicht möchte. Gen Z legt größten Wert auf Gleichberechtigung und Diversität. Sie ist politischer eingestellt als ihr Vorgänger:innen und beschäftigt sich mit Fragen wie Klimakrise, Ressourcen und Umwelt. All das spiegelt sich in der Wahl ihrer Arbeitgeber:innen und Arbeitsplätze wider.
Gen Z prüft die Versprechen von Unternehmen auf Herz und Nieren. Sie nehmen Jobangebote nicht nur deshalb an, weil sie ihnen angeboten werden, sondern wägen alle Punkte gut ab, schlafen (auch mehr als eine Nacht) darüber und lehnen auch ab, wenn für sie wichtige Voraussetzungen nicht erfüllt scheinen.
Praxistipps für Arbeitnehmer:innen
1. Kein Bullshit
Potenziellen Arbeitnehmer:innen Dinge zu versprechen und das Blaue vom Himmel zu erzählen, bringt absolut nichts. Es wird den gewünschten Effekt für eine kurze Zeit zeigen, aber schon bald entstehen daraus unzufriedene und frustrierte Arbeitskräfte, die ihre Motivation aus dem Fenster schmeißen und/oder das Unternehmen verlassen.
Arbeitgeber:innen sollten sich in erster Linie mit den eigenen Werten auseinandersetzen und ihre Erwartungen an Kandidat:innen offen und ehrlich kommunizieren. Denn nur so können auf beiden Seiten falsche Erwartungen ausgeräumt werden. Beide verschwenden die Zeit, der jeweils anderen nicht und es finden diejenigen zueinander, deren Werte sich decken.
2. Mehr als Gehalt – Mitarbeiter-Benefits
Gehalt ist für die Generation Z definitiv nicht alles und schon gar kein Lockmittel. Was für diese Generation im Vordergrund steht, sind Benefits, die ihnen Arbeitgebende anbieten können. Dazu zählen eine betriebliche Gesundheitsvorsorge, denn – wie bereits erwähnt – legen sie größten Wert auf mentale und physische Gesundheit. Die Möglichkeit, ein Fahrrad zu leasen trägt zu einer erhöhten Mobilität bei und das Bereitstellen eines betrieblichen Kindergartens bzw. von Möglichkeiten zur Kinderbetreuung, macht es berufstätigen Mitarbeitenden mit Kindern möglich, beides unter einen Hut zu bringen. Weiter Möglichkeiten für Mitarbeiter-Benefits sind eine betriebliche Altersvorsorge oder eine Workation. Bei Letzterer haben Mitarbeitende die Option, das Büro für eine Zeitlang zu verlassen und ihrer Arbeit an einem anderen Ort nachzugehen.
3. New Management praktizieren
Für die Gen Z ist das Thema Führungsposition zwar weitestgehend aus Angst vor Überlastung ein Nein. Dennoch hat diese Generation keine Angst, Verantwortung zu übernehmen – unter bestimmten Umständen. Und dazu gehört definitiv das Thema New Leadership. Die Möglichkeit, in Gestaltungs– und Entscheidungsprozesse aktiv involviert zu sein, ist ein absolutes Muss. Ebenso flache Hierarchien und agiles Arbeiten in agilen Teams. Und das sollten nicht nur Schlagworte in der Stellenbeschreibung sein (siehe Tipp 1!)
4. Entwicklungsmöglichkeiten
Mit individuellen Entwicklungsmöglichkeiten wie Workshops, Coachings und Trainings, die verschiedene Skillsets ausbauen bzw. fördern, können Mitarbeitende sich innerhalb ihrer Rolle entfalten. In Kombination damit ist die Option der Job-Rotation ein spannendes Instrument, mit dem Mitarbeitende sich in neuen Aufgaben ausprobieren können.
5. Feedbackkultur
Gen Z ist die Generation, bei der es mit Likes, Kommentaren und Nachrichten schnell gehen muss. Das Gleiche gilt für sie, deshalb auch mit Feedback. Offenes und konstruktives Feedback auf Augenhöhe hat das Potenzial. Mitarbeitende über sich selbst herauswachsen zu lassen und sich in ihrem Arbeitsumfeld wohlzufühlen. Sie bekommen die Möglichkeit, ihre Arbeit zu verbessern und haben an sich selbst einen hohen Qualitätsanspruch.
6. Next generation recruiting
Wie bereits mehrfach erwähnt, ist Gen Z die Generation, bei der alles online passiert. Deshalb ist Social Media Recruiting angesagt. Hier tritt man am schnellsten mit der Generation der digital natives in Kontakt. Auch im Bewerbungsprozess ist Authentizität alles. Das Unternehmen und Mitarbeiter:innen in der natürlichen Umgebung und – soweit möglich – im Joballtag zu zeigen, weckt Interesse bei potenziellen Kandidat:innen und gibt ihnen gleichzeitig ein Gefühl dafür, wie ihr zukünftiger Arbeitsplatz und ihre Kolleg:innen aussehen könnten.
Der Arbeitsmarkt muss sich verändern, wenn Unternehmen nicht auf gute Arbeitskräfte von morgen verzichten wollen. Und Arbeitskräfte von morgen haben eine andere Einstellung zum Thema Arbeit als die Generationen davor. Ob man das nun mag, oder nicht, ist Ansichtssache. Tatsache ist: Wer qualifiziertes Personal will, muss ihm den nötigen Rahmen geben, damit es sich wohlfühlt, entfalten kann und in seiner Tätigkeit einen Sinn sieht. Dann klappt es auch mit der Mitarbeiterbindung.
Quellen:
https://haiilo.com/de/blog/generation-z-arbeitswelt/
https://www.beresfordresearch.com/age-range-by-generation/
https://www.karriere.at/hr/t/gen-z-fachkraefte-von-morgen